Gustav Lüttge

Von Karl H. Hoffmann

Im zweiten Anlauf den Beruf gefunden

Lüttge wurde am 12.6.1909 in Hamburg geboren. Mit 15 Jahren begann er eine dreijährige Lehre als Kaufmann, die er 1928 abschloß. Nur kurze Zeit war er in diesem Beruf tätig. Schon 1929 entschloß er sich zu einer zweiten Lehre, diesmal in einer Baumschule (Firma Oscar Röhe Baumschulen und Staudenkulturen in Hamburg-Schnelsen). 1931, nach Abschluß dieser Lehre, arbeitete Gustav Lüttge ein halbes Jahr in den Staudenkulturen von Karl Foerster in Bornim bei Potsdam.

Von Oktober 1931 bis Ende 1932 und noch einmal zwei Monate im Jahre 1933 arbeitet er bei Heinrich Wiepking-Jürgensmann in Berlin. Zwischendurch, Juni - Juli 1932, ist er auf Englandreise mit Hermann Thiele, einem bekannten Gartenarchitekten. Im August 1933 beginnt er seine Karriere als selbständiger Gartengestalter. Der Zweite Weltkrieg unterbricht seine Arbeit. 1940 bis 1945 dient er bei der Marine-Infanterie in Kiel und gerät in Kriegsgefangenschaft, aus der er August 1945 entlassen wird. 1946 ist er an der Gründung des Hamburger Baukreises beteiligt. Gustav Lüttge stirbt am 23.2.1968 im Alter von 58 Jahren.

Lüttges bekanntestes Werk in Hamburg ist zweifellos der Alsterpark. Er entstand im Rahmen der Internationalen Gartenbauausstellung 1953. Ein wunderbar am Wasser gelegener, offen gestalteter Park, der auch nach Jahrzehnten gern aufgesucht wird. Einige weitere wichtige Arbeiten Gustav Lüttges: Siedlung Hohnerkamp in Hamburg-Bramfeld (Architekt: Hans Bernhard Reichow), die Grünflächengestaltung um die Hochhäuser 18 - 20 im Hansaviertel Berlin (Architekten: Gustav Hassenpflug, Hans Schwippert u.a.) und das Projekt Bewobau in Quickborn-Marienhöhe (Architekt: Richard J. Neutra).

Werkauswahl

Helga Luster über Gustav Lüttge

"Als junge Technikerin, die Gustav Lüttge beim Entwerfen erleben durfte, war ich zunächst und vor allem beeindruckt von dem tiefen Ernst, mit dem er an jede Aufgabe heranging. Es war das ständige Bemühen zu spüren, nicht das Beste, sondern das Allerbeste aus einer Situation herauszuholen; das Ringen um eine Form, die immer einfacher, klarer und selbstverständlicher wurde. - Oft entstand der Entwurf im Beisein seiner Mitarbeiter. Es entspannen sich Diskussionen für und wieder; es wurde verworfen, wieder neu begonnen, aus dem Vorhergegangenen weiterentwickelt und so schälte sich, nachdem sich zur Seite die Skizzen häuften, ein Entwurf heraus, von dem Gustav Lüttge zu einem seiner Mitarbeiter sagte: "Entwickeln Sie ihn nun weiter!". Aber auch dann wurde wieder geändert und neu überlegt, bis er abschließend meinte: "Jetzt zeichnen Sie den Plan, es ist ja erst mal ein Vorentwurf"

"Manchmal lag ein Projekt auch lange auf einem Zeichentisch aufgespannt, bedeckt mit einem frischen Bogen Transparentpapier. G. L. blieb öfters in Gedanken davor stehen, seufzte dann wohl auch einmal, daß diese Situation doch sehr schwierig sei - ein Haus ohne jede Beziehung nach draußen, sonst eine verfahrene äußere Situation, oder aber der Entwurf eines Mahnmals, dessen besondere Sinngebung ihn lange gedanklich beschäftigte. Dann lag eines Morgens der fertige Entwurf auf dem Tisch - für mich immer neu überraschend - so hatte man sich ihn nicht vorgestellt, diese Möglichkeiten nicht in der Situation gesehen . . ."

Aus: Garten und Landschaft Nr. 2/1978, S. 68

H.O. Dieter Schoppe über den Alsterpark

"Der 14,5 ha große Alsterpark mit seiner großartigen Baumkulisse zwischen Alte Rabenstraße und Krugkoppel gelegen, gab zur IGA 1953 Raum für über 50 gegenständliche und abstrakte Kunstwerke. Ohne gewaltsame Eingriffe in die Substanz hatte der Gartenarchitekt Gustav Lüttge (1909-1968) diesen aus Privatgärten entstandenen Park zugleich als ruhigen Landschaftsrahmen für Plastiken geplant. Das Alstervorland der Öffentlichkeit zugänglich zu machen ist als soziale Großtat des damaligen Ersten Bürgermeisters Max Brauers anzusehen.

Die Anlage dieses Parkes kann in ihrer Bedeutung wahrscheinlich erst heute, Jahrzehnte später, voll gewürdigt werden. Der charakteristische grüne Rand der Außenalster in Verbindung mit der öffentlichen Zugänglichkeit hat fast inmitten der City einen einmaligen Naherholungsraum von hohem Image- und Gestaltungswert für Hamburg geschaffen. "In der Weite dieses Landschaftsraumes", so empfand Gerda Gollwitzer, damals Redakteurin der Zeitschrift "Garten und Landschaft", den Alsterpark, "ein höchst bewegtes Erlebnis, sowohl vom plastischen Bildwerk her, als auch für uns Gartenarchitekten, auch von der klaren, fast strengen architektonischen Gestaltung, die nur Rahmen für die bewegten Bilder sein will."

Aus: H.O. Dieter Schoppe: Der Alsterpark. Ein Gartendenkmal der 50er Jahre. In: Frank P. Hesse u.a.: "Was nützet mir ein schöner Garten..." . Hamburg: VSA, 1990, S. 91-97

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer