Puls & Richter

Von Karl H. Hoffmann

In einem Punkt waren Puls & Richter ihrer Zeit weit voraus: Man ließ das Architekturbüro als Firma (GmbH) eintragen. Mit der Folge, dass noch Jahrzehnte nachdem Alfredo Puls und Emil Richter gestorben waren, der Architektenstempel "Puls & Richter" auf nagelneuen Bauplänen zu sehen war. Ähnlich wie es sich heute noch mit Skidmore, Owens, Merill oder Hentrich-Petschnigg & Partner verhält.

Architektonisch setzten Puls & Richter einige Ausrufezeichen in der Hamburger Architekturlandschaft. Da wäre der Daniel-Bartels-Hof am Alten Teichweg in Barmbek-Süd, direkt am Osterbekkanal gelegen. Eigentlich so etwas wie sozialer Wohnungsbau, aber von ungewohnter Eleganz und einem Stil, der wenig mit dem sonstigen Hamburger Mietwohnungsbau dieser Zeit (1926/27) gemein hat.
In der Lenhartzstraße 6 in Hamburg-Eppendorf ist ein anderer heller und eleganter Bau von Puls & Richter zu bewundern. Das Mietshaus aus dem Jahre 1925 weist noch keine Merkmale des "Neuen Bauens" auf.

Beim Parkheim der Detaillisten-Kammer in Hamburg-Winterhude (Baumkamp, Baumtwiete, Bussestraße) aus den Jahren 1926/27 greifen Puls & Richter Elemente des Expressionismus auf. Insgesamt wirkt die große Wohnanlage mit ihren Backsteinfassaden und dreieckigen Standerkern unaufdringlich norddeutsch.

Ganz verweigern konnten sich Puls & Richter der Moderne nicht. 1930 entwerfen sie mit dem "Kranzhaus" in der Jarrestadt einen großen Wohnblock, der sich ganz in die Hamburger Variante des "Neuen Bauens" einfügt. Einzig die Treppenhausachse gab Puls & Richter noch etwas Spielraum für eigenwillige Gestaltung.
Am meisten Aufsehen erregte seinerzeit das Gebäude der Rundfunkanstalt NORAG an der Rothenbaumchaussee. Einem Vorläufer des NDR. Ein ziemlich moderner Bau aus den Jahren 1929/30, der besonders im Inneren interessante Details zu bieten hatte. Die neue Technik der Kommunikation per elektromagnetischer Wellen beförderte neue gestalterische Lösungen.

Nach 1933 sind neue Techniken weiter gefragt, aber in der architektonischen Gestaltung wird die Moderne ideologisch geächtet. Puls & Richter beteiligen sich an einem Prestigeprojekt der faschistischen Machthaber: Der Neubebauung des Gängeviertels in der Hamburger Neustadt. Hier entsteht ein neues Viertel, dass den Eindruck einer Kleinstadt vermittelt. Puls & Richter entwerfen dafür die Gebäude Breiter Gang 1 - 13 (1936). Ebenso aus den Dreißiger Jahren stammt die Villa Bebelallee 79 in Hamburg-Alsterdorf (1935). Sie greift traditonelle Stile auf. Dabei fällt ein Motiv auf: Die Rundbögen. Puls & Richter verwendeten sie bereits ausführlich beim Daniel-Bartels-Hof und wenn man genauer hinschaut kann man sie auch am so vermeintlich modernen Norag-Haus entdecken ...

Biografie Emil Richter

Biografie Alfredo Puls

Quellen

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer