Jörn Rau

Mit dem Bleistift gebaut - Porträt Jörn Rau

von Norbert Baues

Jörn Rau wurde am 29. August 1922 als Sohn des Studienrates Karl Rau in Wesermünde-Lehe geboren. Mit 1 1/2 Jahren erkrankte er an Polio und es blieb eine Lähmung des rechten Beines zurück. Nach einer Tischlerlehre bei Hugo Weigand besuchte er die Meisterklasse für Tischler an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und schloß seine Lehre 1942 mit der Gesellenprüfung ab. Von 1942 studierte er an der Bauschule in Hamburg und Hildesheim mit der Abschlußprüfung 1945 als Bauingenieur. Von März 1946 bis zur Gründung eines eigenen Büros im Jahre 1956 war er angestellt im Büro Godber Nissen und Carl-Friedrich Fischer und wirkte an zahlreichen Möbelentwürfen mit wie z.B. am Stuhl für das Reemtsma-Kasino mit. 1960 wurde er Mitglied im BDA.

Ab 1962 ging er mit Walter J.M. Bunsmann und später mit Paul-Gerhard Scharf eine Partnerschaft ein, die bis 1971 andauerte. In diese Zeit fallen eine Reihe von Entwürfen aus dem kirchlichen Bereich wie Heilig-Kreuz-Kirche in Hamburg-Volksdorf (1964-1965) und das Dominikanerkloster Hamburg-Barmbek-Süd bei der Kirche St. Sophien (1964-1966) wie auch Arbeiten im Bereich der Denkmalpflege wie die Restaurierung des Dominikanerklosters Berlin-Moabit (1967).
Ab 1971 führte Jörn Rau ein eigenes Büro in der Johnsallee.

Bei der Katholische Kirche „St. Joseph", Große Freiheit-Hamburg-St. Pauli, die von Georg Wellhausen nach den schweren Zerstörungen des Krieges wiederaufgebaut wurde, stellte Jörn Rau 1971 die ursprüngliche, barocke Gestaltung annähernd wieder her.
1975-1981 Entwurf und Ausführung der „Politische Akademie Biggesee" in Neu-Ustemohl /Sauerland, ein Erwachsenen-Bildungshaus in privater Trägerschaft.

Ab 1979 Partnerschaft mit Heinrich Blessmann. Der Versuch eine grössere Gruppe unter dem Namen “Architektur & Planungskontor” zu gründen kam nicht im gewünschten Maße zustande. Das Projekt für das „Centre Conference lslamique" in Dakar-Senegal (Bausumme 500 Mio Dollar) scheiterte.1980 erhielt Jörn Rau den 1.Preis zusammen mit der Bildhauerin Maria Pirwitz für die Brahmsgedenkstätte am Karl-Muck-Platz in Hamburg. Ausgeführt wurde der Entwurf zusammen mit den dritten Preisträgern (Rainer Steffen und Thomas Darboven). Nach einem gewonnenen Wettbewerb erhält Jörn Rau 1981 den Auftrag zum Neubau der Katholische Kirche „Thomas Morus" in Hamburg-Stellingen.

Ab 1990 Gründung des Büros Jörn Rau und Heidi Hövermann in der Hochallee und eine Arbeitsgemeinschaft mit Peter Andrees in Plau am See in Mecklenburg. Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der historische Stadtkern mit seinen vielen Fachwerkhäusern und den Gebäuden des Burgbereichs im Rahmen der Städtebauförderung gründlich saniert. Zahlreiche Bebauungspläne für Plau am See wurden hierfür von der Arbeitsgemeinschaft erstellt wie auch Sanierungen und Neubauten in der Umgebung ausgeführt. Daneben Umgestaltungen vieler kirchlicher Räume in und außerhalb von Hamburg wie z.B. 1996 am Dom zu Güstrow/ Mecklenburg. Hier wurde ein neues Beleuchtungskonzeptes für den Kirchenraum und Leuchten für die „Barlach-Kapelle" (Der Schwebende) entworfen.

Ab 2001 geht Jörn Rau in den Ruhestand.

Jörn Rau rückblickend:
“Ich habe während meines Berufslebens fast immer mit einem sehr kleinen Mitarbeiterstab gearbeitet und selber sehr viel am Reißbrett gesessen, sozusagen mit dem Bleistift gebaut. Dabei kommt eine ziemlich bunte Sammlung heraus, in der wohl fast alles vorkommt, was sich ein Architekt als Auftrag nur wünschen kann. Ich habe alle Aufgaben, auch die kleinste, als Herausforderung empfunden, und sie, da ich gelernt habe 1:1 zudenken, mit Sorgfalt zu lösen versucht. In den Zeitschriften ist davon fast nichts zu sehen gewesen. Sie waren natürlich meistens nicht bedeutend genug oder die verwirklichten Lösungen lagen immer ein bisschen neben der gängigen Architekturauffassung. Es sind einige interessante Bauwerke darunter, deren Wirkung auf die Nutzer eine sehr nachhaltige in positivem Sinne ist, die aber oft nicht sehr fotogen waren. Dazu gehört die Akademie im Sauerland, die unser grösstes Projekt war, die Thomas-Morus-Kirche in Hamburg und auch einige Einfamilienhäuser.” (1)

Jörn Rau starb am 11.September 2007 in Hamburg

Quelle: (1) Brief Jörn Rau an Norbert Baues vom 19.11.2001

Heilig-Kreuz-Kirche

Heilig-Kreuz-Kirche in Hamburg-Volksdorf. Quelle: Rau A 031-08

Biografie

Hamburgisches Architekturarchiv der Hamburgischen Architektenkammer